Montag, 7. Juli 2008

Pseudowissenschaft 3.2.: Die Wirtschaftswissenschaften, Teil 2 - die (freie) Marktwirtschaft als DAS Erfolgsmodell

Im Grunde sind es nur ein paar Grundannahmen, die das Modell der idealen Marktwirtschaft in der Theorie ausmachen:

1. Der Mensch strebt als "Homo Oeconomicus" nach maximalem Gewinn, muss er sich etwas kaufen, dann versucht er, seinen qualitativen und quantitativen Bedarf billigst zu decken. Das kann er natürlich nur, wenn er absoluten Überblick über die Märkte hat.

Im Modell herrscht also auch vollständige Marktransparenz, alle haben das jeweils aktuelle Marktangebot vollständig im Auge. Und, natürlich: Der Homo Oeconomicus verhält sich im Rahmen seiner Zielsetzung einwandfrei und konsequent rational.

Man kann sich den Homo Oeconomicus somit zwar als Hochleistungscomputer vorstellen, der mit allen anderen der Welt auf ultraschnellen Drähten vernetzt ist und über einwandfreie Kosten- und Gewinnoptimierungsalgorithmen für jede Lage verfügt, aber sich einen Menschen vorzustellen, der sich in jeder Sekunde seines Lebens nach Geldmehrung sehnt, der einen wahren Überblick über alles wesentliche hat und zudem wirklich alles durchrechnet und genau überlegt, was er tut und kauft -" das fällt in unseren Gesellschaften schon deutlich schwerer.

2. Die Anbieter wie die Nachfrager sind vollständig flexibel, der Autobauer kann also jederzeit ohne Zeitverzögerung zum Anbieter etwa von Bananen oder Damenstrümpfen werden, Preis- und Angebotsänderungen werden von allen Marktteilnehmern sofort zur Kenntnis genommen. Unendliche Marktreaktionsgeschwindigkeit nennen Ökonomen das.

3. Die Anbieter wie die Nachfrager sind vollkommen frei hinsichtlich ihres Vorgehens: Ein Anbieter kann soviel anbieten, wie er will, und er kann auch den Preis festlegen, wie er will. Der Nachfrager kann kaufen, was er will, und ist ihm etwas zu teuer, dann kauft er es gar nicht. Der Preis, zu dem der Nachfrager nicht mehr kauft, ist der Prohibitivpreis. Nur am Rande wird hier eine weitere Unterstellung deutlich: Den Fall, dass ein Nachfrager zu jedem Preis zu kaufen bereit ist, weil er elementar auf ein bestimmtes Produkt angewiesen ist, kennt das Modell der idealen Marktwirtschaft gar nicht!!!

Den Fall, dass ein Anbieter mit Verlust verkauft, aber auch nicht: Lohnt sich sein aktuelles Gewerbe nicht, dann macht er eben etwas anderes. Das ist in einem ganz speziellen Falle aber ein verheerender Irrtum: Wenn ein Anbieter nur eine Art von Leistung anbieten kann, wenn er also nichts anderes machen kann, bleibt ihm nichts anderes übrig, als den Preis notfalls so weit zu senken, dass er seine Leistungen überhaupt verkaufen kann. Ihn kann man praktisch beliebig drücken, weil er keine Ausweichmöglichkeit hat.

Das trifft exakt die Bedingungen am Arbeitsmarkt, wie u.a. Marx am Beispiel der englischen Lohnarbeiter nachweisen konnte, das gehört zum festen Bestandteil volkswirtschaftlichen Wissens, allgemein akzeptiert.

Am Arbeitsmarkt sind die Unternehmer in Wahrheit die Nachfrager, denn sie fragen die Leistung "Arbeit" nach, während die Arbeiter diese Leistung anbieten und damit die Anbieter am Arbeitsmarkt sind. Begriffe wie "Arbeitgeber" täuschen fälschlich einen umgekehrten Zusammenhang vor, also: Arbeiter sind die Anbieter von Arbeit, Unternehmer fragen Arbeit nach!

Dabei sind Arbeiter üblicherweise nicht in der Lage, eine andere Leistung als Arbeit anzubieten/zu verkaufen, sie müssen auf Gedeih und Verderb ihre Arbeit verkaufen, um leben zu können. Anhand der Arbeitsmarktpraxis bereits im Manchester des 19. Jh. ließ sich nachweisen, dass Arbeiter unter jedes sinnvoll definierte Existenzminimum gedrückt werden können, wenn nur hinreichend Arbeitslose als Ersatz vorhanden sind.

Wollte man einen Arbeitsmarkt schaffen, der diesen Namen verdient hätte, dann müsste ein würdevolles Existenzminimum auch im Falle von Arbeitslosigkeit gesichert sein, so dass eben nicht beliebig gedrückt werden könnte. Doch gerade das wollen die, die ansonsten die Marktwirtschaft über alles loben, in Wahrheit nämlich nicht: Einen wirklich funktionsfähigen Arbeitsmarkt nach den Gesetzen der Marktwirtschaft. Im Gegenteil sogar: Die selben „Wirtschaftsexperten", die den Kapitalisten alle Freiheiten gewähren wollen, fordern mit durchaus deutlichen Worten sogar, dass Arbeitslosigkeit abschrecken müsse! So schaffen sie den Sklaventreibern die Plattform, die die Sklaventreiber brauchen.

Ja, das war es schon. Die Grundannahmen der Marktwirtschaft könnte man verkürzt und salopp auf folgenden Nenner bringen: Jeder weiß alles, jeder kann alles und zwar blitzschnell, und jeder kann auf alles verzichten, obwohl er nie satt wird (maximales Gewinnstreben), und: Jeder darf alles.

So sieht das absolute Erfolgsmodell nicht nur für den gierigen Kapitalisten, sondern auch für alle anderen aus! Merkt Euch das gut! Wer das nicht kapiert, kann, siehe Christian Klar, nicht auf Gnade hoffen!

Wie einen Rosenkranz beten es die Priester der Marktwirtschaft immer wieder: Nur möglichst freie Marktwirtschaft sichert die ideale Ressourcenallokation, also die ideale Mittelverwendung und den größtmöglichen Segen für alle.

Optimale Ressourcenallokation? In einer Wegwerfgesellschaft, die von immer kürzeren Wegwerfzyklen lebt? Die Marsprojekte und Rüstungswettbewerbe und Kriege finanziert?

Idealer Segen für alle?????????????????????????????????????

Vor dem Hintergrund von Massenelend und ultimativer Umweltzerstörung?

Aus dieser freien Marktwirtschaft, einer Mischung aus faulem Osterei und Christbaumkugel, die nur in einem Märchen funktionieren könnte, leitet sich dann alles ab. Mit ein paar Modifikationen, so dass man mit dem Ding auch noch Fußball spielen kann.

So, wer nun Lust hat, kann an der Westfälischen-Wilhelms-Universität zu Münster nachfragen, ob man mir mein Diplom im Fache BWL aberkennen wolle.

Prof. Dr. rer. pol. (Prof. u. Dr.-Titel selbst verliehen) Winfried Sobottka


PS.: Ich habe akademische Titel an jeden zu verschenken, derzeit für Verhaltenswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften und Jura, es werden andere hinzu kommen.

Keine Kommentare: